Seit gestern ist es offiziell: Die E-Auto Kaufprämie wird bis 2025 verlängert und aufgestockt -> KLICK.
Ich will das E-Auto gar nicht bashen. Auch ich könnte mir vorstellen beim nächsten Autokauf auf E umzusteigen. Einigermaßen Bezahlbare Alternativen gibt es ja mittlerweile. Renault ZOE, Nissan Leaf, Hyundai Ioniq und Kona… um nur ein paar Bespiele zu nennen (Ja, bewusst sind hier keine deutschen Hersteller genannt. Denen gebührt hier nämlich wie so oft keine Ehre was diese Entwicklungen angeht). Es gibt für diese Autos bis 40.000€ nun also 6.000€ Kaufprämie.
Klingt ja gut. Ich habe zudem den Vorteil ländlich zu wohnen und eine Photovoltaik Anlage auf meinem Haus zu haben. Und da beginne ich zu grübeln. Sollte nicht die Luft in den Städten verbessert werden? Wer kann denn in der Großstadt sein Auto vor der Haustür laden. Ganz davon abgesehen, dass ein E-Auto genau so viel Platz wegnimmt wie ein Verbrenner… Wäre es für Ballungszentren nicht sinnvoller mit den 3 Milliarden Euro (!) die in die Ladeinfrastruktur investiert werden sollen, den öffentlichen Nahverkehr und die Radinfrastruktur auszubauen? Auch Pendlerparkplätze vor der Stadt würden diese entlasten.
Bleiben die ländlichen Pendler wie ich. Ok, ich fahre nicht in die Großstadt. Aber ich habe 25 km einfachen Arbeitsweg. Ich könnte mein E-Auto zumindest im Sommer zuhause völlig CO2 frei laden. Mit meiner Photovoltaikanlage bei der ich gerade einmal noch 10 Cent/KWh Einspeisevergütung bekomme. Ist also schon eher Idealismus als Wirtschaftlichkeit. Es kann ja nicht sein, dass plötzlich jeder seinen eigenen Ökostrom herstellt. Also wird das mal gedeckelt. Nicht, dass die armen Energiekonzerne noch pleite gehen.
Nebenbei war ich mal bei einem Windkraftanlagenhersteller beschäftigt der nun Insolvent ist. Unter anderem weil der Ausbau der Windkraft an Land, Offshore sowie der Netze nicht vorangeht. Womit sollen die geplanten Millionen E-Autos denn geladen werden. Mit Französischem Atomstrom (immerhin CO2 frei)? mit deutschem Kohlestrom?
Und hier noch einmal ein persönliches Rechenbeispiel. Angenommen wir ersetzen unseren derzeitigen Kleinstwagen durch einen günstigen E-Wagen. 3 Jahre Haltedauer bei 15.000km/a
Derzeitiges Auto:
- Kia Picanto 1,0
- Kaufpreis: 10.000€
- Steuern/a: 80€
- Verbrauch: 5,0 l/100 km -> 5,0 x 1,50€ = 7,5€ / 100 km -> 3.375€ / 36 Monate
-> Für 36 Monate: 13.615 €
Das meistverkauft Elektroauto in Deutschland und auch vergleichbar mit dem Kia:
- Renault Zoe R110 Z.E. 40
- Kaufpreis: 21.900€ + 74€ Batteriemiete (2664€/36 Monate) – 6000€ Kaufprämie: 18.654€
- Steuern: 0€
- Verbrauch: 17,2 KWh/100 km (Katalogwert nach WLTP)
- Annahme: Zuhause geladen. Davon 50% Solar, 50% Netz -> Durchschnittlich 20Cent / KWh (30Cent KWh Netzstrom + 10Cent KWh nicht bekommene Einspeisevergütung /2) -> 3,44€/ 100 km
- -> 1548€ / 36 Monate
- Im besten Fall 0€ wenn man immer öffentlich umsonst lädt.
-> Für 36 Monate: 18.654 €
Das E-Auto ist selbst im besten Fall 5000€ teurer in 3 Jahren. Hier sind Wartung und Versicherung nicht mit eingerechnet. Bei der Wartung wir das E-Auto sicher einen Vorteil haben.
Allerdings emittiert mein Benzin Kia in den 3 Jahren 5.355 kg CO2. (5l/100 km x 23,8 = 119g/km. 119g CO2/km x 45.000 km)
Der Ökostrommix in Deutschland wird mit 0,421g CO2 / KWh angenommen. Macht also 0,421 g/KWh x 17,2 KWh / 100 km x 45.000km = 3258kg. Bei 50% Solarstrom dann nur noch 1629 kg.
Sorry, dass das so kryptisch war. Wie man sieht, muss man auch hier mit viel Idealismus heran gehen. Warum schreibe ich das in einem Fahrradblog? Weil ich zum Beispiel unseren Verkehrsminister gefragt habe, warum mein S-Pedelec zwar alle Nachteile eines Kraftfahrzeugs „genießt“ (Keine Radwegnutzung, keine Anhänger, Spezielle Ersatzteile, keine Mitnahme im ÖPNV..), nicht aber in den Genuss der Förderung für Elektrokraftfahrzeuge kommt. Auf einem Autoparkplatz können 8 bis 10 Fahrräder stehen. Ein S-Pedelec verbraucht ca. 1,5 KWh auf 100 km.
Womit ich wieder bei den obigen Punkten angelangt bin: Verstopfte Städte, Infrastruktur, und EEG Förderung. Aber auch hier muss nun wieder mit Steuergeldern die ach so arme Autoindustrie gerettet werden. Nutznießer werden hier wahrscheinlich wieder nicht die deutschen Hersteller sein, die den E-Auto Trend wieder komplett verschlafen haben. Wie schon bei der Abwrackprämie vor Jahren, waren es vor allem ausländische Hersteller die davon profitiert haben. Sei es ihnen gegönnt.
Für Plug-in Hybride gibt es übrigens 5000€. Obwohl in vielen Tests nachgewiesen wurde, dass ein guter Benziner oder Diesel bei deutlich weniger technischem Aufwand genau so sparsam ist. Außerdem werden hier meiner Meinung nach wieder Leute gefördert, die sich solch ein Auto auch ohne Förderung leisten könnten. Aber das ist eine Andere Geschichte.
Hi Martin,
wie war das…? Man kann gar nicht so viel essen, wie man…. ach egal. Das mit den E-Autos läuft schon, denn man lässt ja gerade noch Datteln 4 ans Netz gehen, der Vorsitzende der Kohlekommission, Stanislav Tillich, der den Ausstieg aus der Kohle für 2038 besiegelt hat, steht nun in den Diensten der Mibrag. Kein Wunder, hat der Mann doch 20.000 Arbeitsplätze im Kohleland Deutschland gerettet. Ja, na gut, fast 27.000 Mitarbeiter haben 2017 ihren Job in der Windindustrie verloren…. Tendenz steigend. Schwamm drüber. Frankfurt a.M. Straßen dienen (wie in jeder Grossstadt) nicht der Fortbewegung, sie sind ein Speichersystem für frustrierte Autofahrer.
Dabei ist es alles gar nicht so schwer… sollte man meinen. Nur anfangen müsste man zumindest mal wollen.
Ride on,
Bernd
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Genauso wie beschrieben sieht es aus. Die Förderungen sind nichts weiter als Subventionen für bestimmte Industriezweige. Ökologisch und ökonomisch sinnvollere Förderungen (wie von dir angesprochen pedelecs oder s-pedelecs bzw auch besserer und billigerer ÖPNV, bessere Fahrradmitnahme im ÖPNV) werden nicht gemacht. Hinzu kommen ungleich mehr asphaltierte Flächen für den individualverkehr mit Autos (auch ein Kleinwagen braucht viel mehr Platz als ein Fahrrad oder ein Fußgänger).
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