S-Pedelecs für Pendler – Übersicht und die rechtliche Situation in Deutschland

Vor einiger Zeit (2020) hatte ich schon einmal versucht einen kleinen Überblick zu erstellen ->Klick. In der Zwischenzeit hat sich einiges getan und auch auf der Eurobike 2022 waren spannende Räder zu sehen. Leider muss man weiterhin sagen, dass sich die rechtliche Situation des schnellen Pelelecs in Deutschland keinen Deut verbessert hat. So bleibt es bei der unlogischen Einstufung als Kraftfahrzeug. Man kann es gar nicht oft genug schreiben: Wenn das S-Pedlelec einem 45 Moped gleichgestellt ist, müsste das logischerweise beim normalen Pedelec konsequenterweise auch so sein. Hieße also Helmpflicht, Kennzeichen, teilweise keine Radwegenutzung wie beim klassischen Mofa das ja auch 25 km/h fahren darf. Ich höre einen Aufschrei durch die Lobbyverbände gehen. Oder, wenn man es attraktiv machen will, dem S-Ped eine eigene Kategorie gönnen der es auch im echten Leben entspricht. Es hat nämlich viel mehr mit einem Pedelec als mit einem Moped gemeinsam. Denn das kann dauerhaft 45 km/h fahren. Mit einem S-Pedelec sind 30 bis 35 km/h realistisch. So viel dazu….

Kurz hatte ich überlegt mein treues Diamant Zouma zu verkaufen (gar nicht so einfach) um wieder auf ein Pedelec mit Heckmotor umzusteigen. Warum nun doch nicht, dazu unten mehr. Daher wollte ich speziell dazu mal einen kleinen Überblick geben.

Mein Testsieger vom letzten Vergleich, das Giant Quick E45 wird leider nicht mehr hergestellt. Schade. Das war ein rundes Paket mit einem tollen Mittelmotor und einer ebenso tollen Ausstattung.

Nun soll es also um S-Pedelecs gehen die nicht wie meist üblich auf einen Mittelmotor setzen, der die Antriebskraft über die arme dünne Kette übertragen muss (immerhin bis zu 600 Watt), sondern um solche die einen Direktläufermotor in der Hinterradnabe besitzen. Für die Motoren selbst gibt es eigentlich nur einen großen Hersteller namens TDCM. Dieser wird zum Beispiel bei Stromer, Klever, Flyer und Qwic verwendet.

Man muss leider sagen, dass der Trend immer mehr zu „Super-Hochpreis-Edelgeräten“ geht wie die Eurobike gezeigt hat. Das endet beim Stromer ST7 für das ein BASISPREIS von 12.140€ aufgerufen wird! Das muss man erstmal verdauen. Es ist natürlich das Topmodell mit einer (exklusiv für Stromer enwickelten) elektronischen Pinion Getriebeschaltung. Von daher geht der Preis für ein solches Prestigeobjekt in Ordnung. Der Speedpedelecbiker hat dazu eine interssante These. Los geht es bei Stromer bei 5168€ bei einer meiner Meinung nach viel zu dünnen Ausstattung. Generell finde ich zum Beispiel, dass ein Scheinwerfer mit Fernlicht ein absolutes Muss am schnellen Pedelec ist. Dies ist oft nicht einmal gegen Aufpreis zu bekommen. Bei Qwic ist es auf Nachfrage auch nicht nachrüstbar. 2020 lag der Preis für das ST1 übrigens noch bei 4290€. Also sind hier jetzt fast 1000€ Euro mehr zu zahlen…..

Ich möchte hier deshalb bewusst auf die Einsteigermodelle eingehen.

Stromer ST1

Foto: myStromer AG

Klever X-Speed

Foto: Klever Mobility

Klever N Rouge 45

Foto: Klever Mobility

Qwic RD11 Speed

Foto: Hartmobile GmbH

Flyer Upstreet 6

Foto: Flyer AG

Vergleich

Hier nun wie immer meine Vergleichstabelle. In grau mein derzeitiges Diamant Zouma mit Bosch Mittelmotor. Wie immer habe ich meine persönlichen High- und Lowlights in Rot und Grün gekennzeichnet. In Orange Ausstattungsmerkmale die man zumindest im Auge behalten sollte.

Vergleichstabelle S-Pedelec 2022

FAZIT und sehr persönliche Meinung:

Ich habe so meine Vorgeschichte mit Klever. Ich hatte ein sehr frühes X-Speed und war von der Verarbeitung ziemlich enttäuscht. Das Rad hatte noch so einige Kinderkrankheiten die ich für knapp 5000€ einfach nicht hinnehmen wollte. Ich habe es dann schnell wieder verkauft und bei einem sehr günstigen Bosch Bike zugeschlagen (mit den bekannten Eigenheiten). Außerdem habe ich einfach zu lange Beine für den sehr speziellen Rahmen, sodass die Sattelstütze unglaublich weit raus musste. Trotzdem finde ich, dass Klever den Ansatz das S-Pedelec als echte Autoalternative zu etablieren sehr erst nimmt. Der Beweis ist das neue N Rouge: Fernlicht, ein ernstzunehmender Gepäcktäger und der riesige 1200Wh Akku (es wird sogar an 1600 Wh gearbeitet) zeigen, dass Klever es ernst meint. Wie sich die hauseigenen Komponenten schlagen bleibt natürlich abzuwarten. Das X-Speed halte ich trotz der Ausstattung mit hochwertigen Markenkomponenten für deutlich zu teuer. Außerdem ist es für sehr langbeinige Leute nicht so gut geeignet.

Das Qwic ist der Absolute Preistipp. Toll ausgestattet und selbst mit dem optionalen 735 Wh Akku immer noch Preiswert. Leider ist der Umstand, dass man keinen Fernlichtscheinwerfer nachrüsten oder optional bekommen kann für mich ein absolutes Ausschlusskriterium. Schade. Denn der Preis ist auch mit dem Aufpreispflichtigen 735 Wh Akku noch echt fair.

Das Flyer liegt für mich irgendwo dazwischen. Auch ein tolles Paket und zudem, wie ich finde, optisch ansprechend. Schon der Standardakku hat mit 810 Wh eine ausreichende Kapazität. Es ist von der Ausstattung vergleichbar mit dem Qwic, aber dennoch deutlich teurer (selbst wenn man beim Qwic den großen Akku mit einbezieht).

Stromer ist ein Hersteller den ich nicht so richtig verstehe. Sie waren und sind Pioniere. Schicke Speedpedelecs hatten sie einfach als erste drauf. Aber ich finde, dass sie einfach durch die Bank viel zu teuer sind. Besonders wenn man bedenkt, dass die Antriebe der hier betrachteten Bikes mehr oder weniger identisch sind. Dass es anders geht zeigt eindrucksvoll Qwic. Die Marke würde ihr Autopendant wohl am ehesten bei Mini finden. Schicke, teure Livestyleprodukte. Leider schlagen neue Hersteller wie Opium in genau die gleiche Kerbe. Das ST1 ist mit Funzellicht, Tektrobremsen und 9-Fach Schaltung einfach zu billig ausgestattet. Dazu der in der Basisversion für ein S-Ped zu kleine Akku. Den Ansatz von Stromer in allen Ehren (der Erfolg gibt ihnen Recht) sind sie hier bei den „günstigen“ Heckmotor S-Pedelecs für mich das Schlusslicht.

Hier nun also meine Bewertung:

Preis-/Leistungssieger: Qwik RD11 Speed

Pro

  • Tolle alltagstaugliche Ausstattung
  • Gefederte Sattelstütze
  • Hochwertige Komponenten
  • Super Preis

Contra

  • In der Basisversion zu kleiner Akku
  • Keine Fernlichtoption
  • Leider nur noch Restbestände, da dieses tolle Rad nciht mehr produziert wird

Tipp für Langsteckenpendler: Klever N Rouge 45

Pro

  • Tolle alltagstaugliche Ausstattung mit Fernlichtscheinwerfer
  • Schon in der Basisversion großer Akku
  • Super Preis für die generellen Eckdaten

Contra

  • Klever Eingenmarkenteile mit unbekannter Haltbarkeit und Performance
  • Ersatzteile nicht auf dem freien Markt erhältlich
  • Nicht einstellbare Stahlfedergabel

Tipps zur Auswahl

Was man bei E-Bikes immer bedenken sollte: Ein Service in der Nähe ist ungemein wichtig. Das Rad kann noch so toll sein. Im Garantiefall ist es super doof wenn der Händler 100 km weit weg ist. Dies ist wohl mit ein Grund für die Verbreitung des Bosch Mittelmotors. Mehr oder weniger jeder Fahrradhöker um die Ecke kann den auslesen und mit Bosch Garantiefragen klären. So toll ich das Pendeln mit dem E-Bike auch finde. Für mich als „Selbstschrauber“ ist das ein Qual immer zur Werkstatt zu müssen. Man kommt an das geschlossene System einfach nicht ran.

Manchmal läuft einem vielleicht auch einfach ein Schnäppchen über den Weg und man schlägt zu. so ist es mir bei meinem Diamant gegangen und es wurde eben ein Bosch.

Der Grund warum ich meinem Bosch Mittelmotorbike nun doch treu bleibe ist, dass es immer noch ein tolles Paket ist. Speziell die Verarbeitung des Rades und der nachgerüstete Supernova Scheinwerfer mit Fernlicht passen einfach. Da nehme ich zähneknirschend die etwas spezielle Perfomance des Motors in Kauf. Mal sehen was später kommt 😉